Mal unter uns: Streitende Geschwisterkinder können unsere Nerven ganz schön
strapazieren.
Da liegt zum Beispiel ein Plüschhase wochenlang (!) unbeachtet in einer
Ecke und staubt vor sich hin - doch kaum nimmt eines der Kinder diesen Hasen in
die Hand, wird es augenblicklich zum beliebtesten Spielobjekt seiner übrigen
Geschwister. Da wird gezerrt, geschrien, getreten und gezetert... und zwar so
lange, bis sich entweder der Plüschhase „freiwillig“ in so viele Einzelteile
zerlegt, wie es Geschwister hat oder die Eltern zur Hilfe eilen, um den Streit
zu schlichten. Ok, soweit der Plan.
In der Umsetzung sieht es dann jedoch so aus, dass sich der Konflikt mit
dem Eingreifen des Elternteils noch weiter zuspitzt. Automatisch übernehmen wir
Partei für eines unserer Kinder: entweder für das jüngste Kind (es ist ja
schliesslich schwächer), für das älteste Kind (es war zuerst da), für das
mittlere Kind (es fällt sonst schon häufig zwischen Tisch und Bank), für das
Kind, welches den verwaisten Plüschhasen entdeckt hat (der Erste ist der
Schnellste), für das Kind, in dessen Zimmer der Streit entfacht wurde (somit
wird es sich um sein Eigentum handeln) oder das Kind, das am lautesten schreit
(da muss was Schlimmes vorgefallen sein).
Im besten Fall richtet sich daraufhin der gesamte Ärger der nun wieder
verbündeten Kinder gegen uns – somit wäre der Frieden unter den Geschwistern
kurzzeitig wieder hergestellt. Oder aber die „benachteiligten“
Geschwisterkinder bekommen einen zusätzlichen Groll gegenüber dem „bevorzugten“
Geschwisterkind. Das „unterstützte“ Kind fühlt sich geschwächt, da es durch
unser Eingreifen das Gefühl bekommt, es selbst nicht zu schaffen.
Wie also soll ich mich als Elternteil in dieser Situation verhalten?
Oftmals finden die streitenden Kinder selbst eine Lösung, wenn sie spüren, dass
wir den Streit bzw. das Problem bei ihnen lassen und nicht mehr bereit sind,
uns einzumischen. Wenn sie unsere Unterstützung brauchen, können wir ihnen als
neutralen Vermittler aufzeigen, wie sie miteinander reden können, um eine
Lösung zu finden, welche für alle Beteiligten stimmt. Es ist sehr erstaunlich,
welch kreative Lösungen die Kinder dabei herausfinden.
Und zum Schluss noch dies: Streit unter Geschwistern ist nicht nur
nervenaufreibend, sondern auch normal und gesund. Nirgends können unsere Kinder
das Streiten besser üben als mit ihren Geschwistern – denn einen Freund oder
eine Freundin kann das Kind womöglich im Streit verlieren, Bruder und Schwester
bleiben sie jedoch ein Leben lang!
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