Donnerstag, 31. März 2022

Die vier Traueraufgaben nach J. W. Worden

Der Trauerforscher James William Worden spricht von vier Aufgaben innerhalb eines Trauerprozesses, welche gelöst werden müssen, damit wir wieder in ein "normales" Leben zurück finden können.

Die einzelnen Aufgaben werden nicht starr nacheinander “abgearbeitet”. Sie sind miteinander verknüpft und können ohne erkennbare Reihenfolge hin und her wechseln. 


Verlust als Realität akzeptieren

In der ersten Aufgabe geht es es darum, den Tod bzw. Verlust zu begreifen und zu akzeptieren.

Oftmals ist diese Phase geprägt vom "Nicht-wahr-haben-wollen" oder der Hoffnung, dass "alles nur ein schrecklicher Traum" ist.

Ein bewusster Abschied vom Verstorbenen oder ein entsprechendes Ritual ist hier sehr hilfreich und wichtig.


Trauerschmerz durchleben

Der tiefe Schmerz, der durch den Tod bzw. Verlust ausgelöst wird, kann sich durch verschiedene Gefühle äussern:

Wut, Angst, Verzweiflung, Sehnsucht, Schuld, Kummer, Einsamkeit, Dankbarkeit, Liebe, Leere, Ohnmacht, ...

In dieser Phase gilt es all diese Gefühle anzunehmen, zu spüren und zu durchleben.


Anpassung an eine neue Welt

Das Bewusstsein darüber, dass es nie mehr so sein wird wie vor dem Tod bzw. Verlust, wird immer deutlicher.

Diese Phase wird oft als sehr anstrengend erlebt, weil eine neue Welt erschaffen werden muss.

Gleichzeitig birgt diese Phase auch sehr viel Kraft und stärkt das Selbstbewusstsein, indem neue Lebensaufgaben gemeistert werden.


Verbindung und Aufbruch

In dieser Phase geht es einerseits darum, die Erinnerung an das Verlorene aufrecht zu erhalten. Gemeinsame Erlebnisse, Gegenstände, bestimmte Orte können hier einen Anker darstellen.

Auf der anderen Seite gilt es jedoch zu einem neuen Leben aufzubrechen. Dies ist wohl eine der schwierigsten Aufgaben im Trauerprozess - und gleichzeitig ein wichtiger Schritt in die Zukunft.


❓ Welche Erfahrungen hast du im Umgang mit Trauer gemacht?
 Was war für dich (nicht) hilfreich?

Ich freue mich über eure Rückmeldungen und grüsse euch herzlich,
Barbara

Dienstag, 22. März 2022

Gefühle.Leben.Lernen - das Modell für individuelle Trauerbegleitung

Wenn Grosseltern sterben, werden Familien auf eine grosse Probe gestellt. Eltern möchten eine Stütze für ihre Kinder sein und gleichzeitig sind sie selbst Töchter bzw. Söhne, welche um ihre Eltern trauern. Dass dies schwierig ist und kaum ohne Unterstützung funktioniert, liegt auf der Hand. 


Die Trauerbegleitung mit dem Gefühle.Leben.Lernen-Modell (kurz: GLL-Modell) ist ein wertvolles Hilfsmittel für Mütter und Väter, um in ihren Familien einen bestmöglichen Umgang mit Trauergefühlen und anderen Emotionen zu ermöglichen.

 

Das GLL-Modell beinhaltet fünf Gefühlsräume, welche nacheinander durchschritten werden. Bei der ersten Durchführung ist es wichtig, die entsprechende Reihenfolge einzuhalten. Später können auch nur einzelne Gefühlsräume betrachtet werden.



Die Herzensgefühle bilden das Kernstück des GLL-Modells. Hier geht es darum, mit sich selbst in Beziehung zu treten und alles (Menschen, Tiere, Tätigkeiten...) zu würdigen, das in unserem Herzen seinen Platz gefunden hat.


Die Wutgefühle sind dafür da, eigene Grenzen zu setzen und für diese einzustehen. Auch wenn in unserer Gesellschaft Wutgefühle eher negiert werden, sind sie sehr wichtig und wertvoll.


Die Trauergefühle helfen beim Abschied nehmen, sei es beim Verlust eines geliebten Menschen bzw. Tieres oder bei allem Anderen, wodurch sich das Leben verändert. Zudem geben die Trauergefühle Kraft, um sich Schritt für Schritt an die neue Situation anzupassen.


Die Gemeinschaftsgefühle entstehen dann, wenn wir mit den Menschen im Aussen in Verbindung zu treten, wenn wir uns geliebt und angenommen fühlen und wenn auch wir Liebe für unser Gegenüber empfinden.

Die Triumphgefühle stehen für die Momente, in denen wir unsere eigenen Grenzen sprengen und uns etwas gelingt. Triumph und Stolz ist etwas, das wir gerne mehr empfinden dürfen, denn wir alle sind ein Wunderwerk des Lebens!

 


Monica Lonoce ist die Entwicklerin der Gefühle.Leben.Lernen.-Methode und Inhaberin der Schule für professionelle Trauerbegleitung. Letztes Jahr habe ich bei ihr die Basisstufe der Weiterbildung zur Trauerbegleiter*in absolviert und erfolgreich abgeschlossen. Dieses Jahr widme ich mich der nächsten Stufe und freue mich darauf, mein Wissen weiter auszubauen und zu vertiefen.


Wenn du mehr über die GLL-Methode erfahren möchtest oder du nach Unterstützung für einen gesunden Umgang im Trauerprozess suchst, schreibe mir gerne eine Mail an info(at)redeweise.ch.


Ich freue mich auf dich!


Barbara


Erziehung ist (k)ein Kinderspiel 





Übrigens: 

Das Buch «Marco entdeckt seine Gefühle» von Monica Lonoce ist ein wunderbares Hilfsmittel, um sich als Familie mit diesen fünf Gefühlsqualitäten vertraut zu machen. Gemeinsam werdet ihr mitgenommen auf eine ganz besondere Reise und lernt dabei, warum alle Gefühle richtig und wichtig sind. Das Buch gibt Anregungen zu Gesprächen über die fünf Gefühlsräume und auch darüber, wie die einzelnen Familienmitglieder mit ihnen umgehen.