Montag, 1. Februar 2021

Umgang mit Mobbing

 



Seit der letzten Pisa-Studie ist klar: in keinem anderen Land Europas werden so viele Schülerinnen und Schüler gemobbt wie in der Schweiz. 13 % der Befragten gaben an, dass sie bereits Mobbing-Erfahrungen machen mussten, das sind pro Schulklasse ca. drei Kinder.

Auch in meinen Beratungen werde ich immer wieder mit diesem Thema konfrontiert. Die Unsicherheit bei Eltern und Lehrpersonen ist gross, wenn es um Mobbing geht. Niemand möchte "aus einer Mücke einen Elefanten machen" - und trotzdem ist es wichtig, dass wir hinschauen und die Thematik ernst nehmen.

Christelle Schläpfer von edufamily® ist ehemalige Gymnasiallehrerin und seit zehn Jahren schweizweit in den Bereichen Elternbildung und Lehrerfortbildung tätig. Sie ist DIE Expertin, wenn es um Mobbing/Cybermobbing geht und ich freue mich, dass ich sie zum Interview treffen durfte.


Wann spricht man von Mobbing?

Mobbing ist ein prozessartiges Phänomen. Es besteht ein deutliches Machtungleichgewicht: beispielsweise eine Gruppe gegen einen Schüler oder ein älterer Schüler gegen einen jüngeren Schüler. Anders als bei sonstigen Konflikten, geht es um ein Verletzen und Fertigmachen einer Person - immer dieselbe und über längere Zeit.


Welche Formen von Mobbing gibt es?

Mobbing gibt es in verbaler, physischer und psychischer Form. Physisches Mobbing findet man häufiger bei Jungs, während Mädchen sehr viel subtiler mobben können. Und dann gibt es noch die digitale Variante: Cybermobbing ist besonders problematisch, weil es rund um die Uhr und anonym geschehen kann und weil die Verbreitung von heiklen Informationen unkontrollierbar schnell und weitläufig sind.


Wodurch werden Kinder zu "Mobbing-Opfer"?

Jeder kann Opfer werden. Das typische Mobbing-Opfer gibt es nicht, obwohl man das lange angenommen hat. Natürlich hilft es, wenn ein Kind ein starkes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen hat und dadurch zu sich steht und den Mut findet, sich Hilfe zu holen. Das alleine kann aber Mobbing nicht verhindern.


Woher weiss ich, ob mein Kind gemobbt wird?

Wenn mein Kind nicht von sich aus erzählt, dass es schikaniert wird, lässt sich einiges beobachten: zum Beispiel wenn mein Kind nicht mit anderen Klassenkameraden abmacht, immer alleine auf dem Schulweg unterwegs ist, sich zurückzieht, den Appetit verliert, schlecht schläft oder immer traurig ist. Bei manchen Kindern lassen die Noten nach, wieder andere reagieren zu Hause unerwartet aggressiv. Natürlich können vielfältige Gründe hinter diesen Symptomen stecken. Es wäre übereilt zu denken, dass Appetitverlust gleich bedeutet, dass mein Kind gemobbt wird. Allerdings sollten Eltern wachsam sein und mit dem Kind ins Gespräch kommen - ohne das Kind auszuquetschen.


Wie unterstütze ich mein Kind, wenn es gemobbt wird?

Das Wichtigste ist, dem Kind zuzuhören und es ernst zu nehmen. Und dann gemeinsam mit dem Kind die nächsten Schritte diskutieren, um die Schule aufzusuchen. Auf keinen Fall sollte dies ohne die Einwilligung des Kindes geschehen und es sollte dringend darauf verzichtet werden, die Mobbingsituation bilateral mit dem Täter/der Täterin oder dessen/deren Eltern zu lösen. Das kann die Situation um einiges verschlimmern.


Welche Motive haben "Mobbing-Täter"?

Gründe gibt es ganz unterschiedliche, wenn es um Mobbing geht: Oft geht es um Bestätigung, die Täter/Täterinnen erhalten, wenn sie jemanden fertig machen. Nicht selten spielt auch Neid eine Rolle und in manchen Fällen wird aus reiner Langeweile und Belustigung gemobbt. Wenn man die Schüler/Schülerinnen nach Gründen fragt, kommt oft als Antwort: "Wir haben's ja nur lustig gemeint." Das zeigt auf, dass den Schüler/Schülerinnen nicht immer richtig bewusst ist, wo der Spass aufhört.


Was mache ich, wenn mein Kind andere Kinder mobbt?

Wenn ich sehe, dass mein Kind Täter/Täterin ist, sollte ich darauf verzichten eine Moralpredigt zu halten oder das Verhalten zu werten. Viel hilfreicher ist es, sich eine Wiedergutmachung zu überlegen und eine gemeinsame Lösung zu suchen.


Christelle Schläpfer hat ein Konzept für den Umgang mit Mobbing entwickelt, mit dem es gelingt, die Situationen zu analysieren und richtige Massnahmen zu treffen. Die daraus entstandene Weiterbildung richtet sich an Fachpersonen (Lehrkräfte, Schulsozialarbeiter*Innen, Schulleiter*Innen, Berater*Innen, Coachs, etc.), welche Kinder und Jugendliche in Mobbingsituationen gezielt unterstützen und/oder das Mobbing-Thema auch in der Elternberatung und in Elternkursen angehen möchten.

Ich habe diese Weiterbildung bereits absolviert und freue mich, dass ich nun beim Thema "Mobbing" Präventions- und Interventionsarbeit leisten kann. 

Falls du dich ebenfalls für die Weiterbildung "Mobbing erkennen - und richtig reagieren" interessierst, findest du hier weitere Informationen sowie Anmeldemöglichkeit:

Weiterbildung "Mobbing erkennen - und richtig reagieren" *


Für Eltern, welche sich für das Thema "Mobbing" interessieren oder Hilfe in einer konkreten Mobbing-Situation brauchen, bietet Christelle Schläpfer Vorträge und Video-Beratungen an: Informationen und Unterstützung für Eltern


Habt ihr weitere Fragen (oder auch Erfahrungen) zum Thema "Mobbing"?
Schreibt diese in die Kommentare...



Erziehung ist (k)ein Kinderspiel 




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